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Retschwil

Ein Traum, ein Paradies

Eigentlich kein Dorf, sondern Gehöfte, Weiler und Wohnhäuser, bunt hingestreut auf die abfallenden Hänge der Erlosen und das idyllische Ufer des Baldeggersees. Aber obwohl nie ein Zentrum da war, gab und gibt es das Retschwiler Selbstbewusstsein. Aber auch den Willen, sich von keinem Stück Lebensqualität trennen.

Wir haben die Morgensonne, sagen die Retschwiler/innen zufrieden strahlend und haben sich längst daran gewöhnt, dass sie an den etwas schattigeren Hängen der Erlosen direkt gegenüber den rebenbestandenen Sonnenhängen Gelfingens wohnen. Ein Blick über den See macht klar, welchen Einfluss die Strassenführung samt Seetalbahn auf die Besiedelung hatte. Während am gegenüberliegenden Ufer dichte Überbauung das Landschaftsbild prägt, ist die Retschwiler Seite nur locker besiedelt. Die Besonderheit: Es gibt kein Dorf Retschwil, der Ortsteil besteht aus zahlreichen Weilern, Bauernhöfen und Wohnhäusern, die dem Seeufer entlang und an den stark bewaldeten Hängen der Erlosen verstreut sind. Der Ortsteil Retschwil hat also auch keinen Dorfplatz mit Brunnen, keine Kirche und im Lauf der Jahre hat man auch die Käser, die Post und zuletzt die eigene Schule verloren.

Weitgehend intakter Lebensraum

Die Retschwiler/innen sind sehr zuversichtlich, dass ihnen die Zugehörigkeit zu Hitzkirch nur Vorteile bringen wird. Noch ist man hier auf das Privatauto angewiesen, hofft aber, in naher Zukunft eine Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr zu erhalten. Retschwiler/innen sind sehr zufriedene Leute, sie nennen ihren weitgehend intakten Lebensraum einen Traum, ein Paradies. Dieser intakte Lebensraum wird dank des kantonalen Richtplans auch so paradiesisch bleiben, davon ist man in Retschwil überzeugt. Hier hält man es für sinnvoll, der Naherholung auch in Zukunft viel Raum zu lassen, das Seeufer nicht zu überbauen. Dass das auf der anderen Seeseite in der Abendsonne erstrahlende Schloss Heidegg nun auch ihnen „gehört“, ist noch gar nicht so richtig ins Bewusstsein der bescheidenen Retschwiler/innen gedrungen.

See nur für Wassertiere?

Dass der idyllische Baldeggersee zurzeit nur den Krebsen, Fischen und massiv überhandnehmenden Fischräubern, den Kormoranen, aber nicht den Menschen gehört, stellt für einige Retschwiler ein Ärgernis dar. Man wünscht sich den See etwas belebter, möchte Ruderbooten und vielleicht auch Segelbooten den Zugang nicht länger verwehren, natürlich unter Respektierung der biologisch wertvollen Sumpfgebiete und notwendigen Schutzzonen. Diese Entwicklung sei nicht aufzuhalten, meint man hier.

Zwei Arten von Paradies

Retschwil hat fast magische Anziehungskraft. „Himmlisches Gloria“, dies war der bei jeder Gelegenheit eingefügte Ausspruch des Gasser Kari, der bis in die Sechziger Jahre alljährlich im Frühling vom obwaldnerischen Lungern zu Fuss nach Retschwil pilgerte, um es sich einen Sommer lang hier im Paradies wohl gehen zu lassen. Er wanderte bis in den Herbst hinein von Bauernhof zu Bauernhof und bat um Kost und Heustockbett. Natürlich wurden diese Wohltaten dem mageren Männlein mit Stock nicht verwehrt, obwohl er Reissaus nahm, wenn man ihn für eine kleine Arbeit anheuern wollte. Von ganz anderer Art ist das Paradies der Radweltmeisterin und olympischen Medaillengewinnerin Karin Thürig, die hier in Retschwil optimale Trainings- und Lebensbedingungen vorfindet.

Winterfreuden und Zukunftsforschung

Wie in einem Märchenbuch präsentiert sich im Winter das verschneite Retschwil. Genügend Schnee, leider in den letzten Jahren eher Mangelware, ist die Voraussetzung dafür, dass das vor 25 Jahren erstmals durchgeführte Skirennen des Skiclubs IGSR durchgeführt werden kann. Hunderte von Skifans von nah und fern finden sich jeweils ein und natürlich zeigt die Jugend am meisten Begeisterung. An Ideen mangelt es der Retschwiler Bevölkerung nicht, ein Beispiel: Als es darum ging, die Schulanlage sinnvoll zu nutzen, war man sehr bestrebt, die richtige Entscheidung zu treffen. Im Zeitalter von Elektrosmog und gesundheitsschädlicher Strahlung bei Mensch und Tier entschied man sich schliesslich für ein zukunftsträchtiges Forschungszentrum für Elektrobiologie. Denn auch im Paradies denkt man an die Zukunft unserer Umwelt!

Zahlen und Fakten (Stand 10.04.2024)

Höhe:              540 m.ü.M. 
Einwohner:    169
Haushalte:     71

Infrastruktur:
Kindergarten und Primarschule in Hitzkirch, Restaurant, Landwirtschafts- und Gewerbebetriebe